Möchtegern Architekt bastelt Möbel für Arme im „Bauhausstil“
Ja, Le Van Bo will bekannt werden, will vielleicht endlich als Architekt Aufträge ergattern. Was macht da einer, der zwar Architektur studiert hat, aber nie ein Haus gebaut hat? Er trampelt auf den Gefühlen jener in unserer Gesellschaft herum, die bereits am Boden sind – auf Menschen, die einfach Pech hatten, Leute, die das Leben benachteiligt hat. Ihr einziges gemeinsames Merkmal: Sie leben am Existenzminimum von Hartz IV. Für sie hat er sich was Lustiges ausgedacht: Selbstgebastelte Möbel – ein Sofa, ein paar Stühle, ein Hocker – die Bauanleitungen zusammengefasst in einem Büchlein mit dem Titel das „Hartz-IV Möbel-Buch“.
Design hat er nicht studiert, aber einen Volkshochschulkurs „Ich tischlere selbst“ absolviert – und schon kann die Welt über den begnadeten Selbstdarsteller bei Wikipedia lesen: „Sein erster Entwurf war der sogenannte „24 Euro Chair“, für dessen Gestaltung er sich an den Arbeiten der Bauhaus- und De-Stijl-Designer Marcel Breuer, Mies van der Rohe, Gerrit Rietveld und Erich Dieckmann orientierte.“
So wird man zum Architekten – ohne etwas gebaut zu haben, zum Möbeldesigner in den Fußstapfen eines Marcel Breuer*, ohne mehr als unförmige, rohe Gebilde zusammengeschustert zu haben, und zum Möbelschreiner nach einem Volkshochschulkurs für Anfänger.
Die exzellent ausgebildeten und hart arbeitenden Möbeldesigner und –schreiner unserer Branche wissen, was sie können und haben genug Selbstbewusstsein um solche Clowns auszuhalten – also ist es vielleicht gar nicht so schlimm? Doch, es ist schlimmer. Denn hinzu kommt eine eklige moralische Überheblichkeit: „Dass Le Van Bo damit Diskussionen auslöst, ist seine volle Absicht“, lässt er über sich im MorgenWeb verbreiten. Nachdenklich fragt er sich: „Wie viel Geld braucht man, um sich anspruchsvoll einrichten zu können? Wie groß muss eine Wohnung sein? Aber auch: Kann man von Hartz-IV-Empfängern erwarten, dass sie sich ihre Möbel selber bauen?“
Populistische Andeutungen, einfach dreist.Die „Amateure mit wenig Geld“ sollen sich für 1.400,00 Euro selbst eine Wohnungseinrichtung zimmern. Man braucht aber nicht viel Geld um sich wirklich anspruchsvoll einzurichten, dafür sorgen soziale Einrichtungen und das garantieren die Preisschlachten der großen Einrichtungshäuser. Einrichtungshäuser wie Möbel Höffner, Poco, IKEA, die XXXL Möbelhäuser oder SB-MÖBEL BOSS machen gewiss ein besseres Angebot.
Mir geht es entschieden zu weit, wenn einer, der von sich sagt, er sammele Designer-Sessel der Moderne und habe auch schon mal von Hartz-IV gelebt, den Benachteiligten unserer Gesellschaft Ratschläge geben will.
Und zu guter Letzt: Was meldet Radio bigFM? „Wer hätte das gedacht? Rockstar Lenny Kravitz will neben seiner Musik und seinem ausschweifenden Leben in Bettwäsche und Möbel machen. Seine Design-Firma ‚The Fly Away’ soll nämlich um einige Produktionsbereiche erweitert werden. Lenny Kravitz: ‚Der Plan ist es, eine Lifestyle-Marke zu kreieren, das ist mein Traum für diese Firma. So wie es Ralph Lauren oder Giorgio Armani gemacht haben.’“
“Mir geht es entschieden zu weit, wenn einer, der von sich sagt, er sammele Designer-Sessel der Moderne und habe auch schon mal von Hartz-IV gelebt, den Benachteiligten unserer Gesellschaft Ratschläge geben will.”
Warum? Was wäre denn besser? Dass diesen Benachteiligten niemand Ratschläge gibt? Oder nur jemand mit Designstudium? Was ist falsch daran Leuten zu erklären, wie sie sich Dinge selbst bauen können?
Im Prinzip kann Ihnen ja zustimmen. Es spricht nichts dagegen, Menschen – auch benachteiligten – zu erklären, wie man Dinge selbst bauen kann. Als ich das Thema recherchierte, sind mir mehrere Dinge aufgestoßen: 1. Warum aus etwas, was ich nach Anleitung zusammenschustere (dazu bitte die Bilder bei Google ansehen), gleich als Bauhaus-Stil gepriesen wird, verbunden der vollmundigen Behauptung, so könne auch ich mit Stil wohnen, das erscheint mir grotesk. Ja, auch ich habe schon mal ein aus meiner Sicht raffiniertes Regal gebaut und mich dann gut gefühlt. Nein, ich hatte nicht den Eindruck gehabt, dadurch im Mondrian-Stil zu wohnen. Da würde ich eher ins Sozialkaufhaus gehen und mir von den sympathischen Leuten dort etwas Schönes und Günstiges geben lassen. 2. Wird leider nicht allzu sehr auf den Aspekt des selbst machens und darauf stolz sein abgehoben, sondern eben: Mit wenig Geld Designer-Möbel zu schaffen um es sich zuhause schön zu machen. 3. bekennt der Designer, dass er all die Anleitungen, die er in seinem Buch verbreitet, keineswegs alle schon mal gebaut hat. Das wäre schon eine kleine Katastrophe, wenn ein Leser sich einen Ruck gibt, soviel Geld ausgibt nur um festzustellen, dass er es doch nicht schafft und erst recht entmutigt wird.
Kann es sein, dass Herr Rochow noch nie das unendlich tolle und aufbauende Gefühl erlebt hat, welches einen unweigerlich durchströmt wenn man sein eigenes Möbelstück fertigt? War er nie in diesem Loch der völligen Nutzlosigkeit in dem sich viele Arbeitssuchenden nach der fünfzigsten Absage fühlen? Ein guter Freund sagte dereinst zu mir: “Mit voller Hose is gut stinken”. Herr Van Bo leistet großartiges und sucht Seinesgleichen in einer vom Kapital regierten Welt.
Detlef Rochow stellt seine Meinung wie folgt dar (klicke oben auf “About”:
“Für mich ist klar – und das wird diesen Blog prägen – dass die Möbelbranche in Deutschland die Dimensionen Ökologie/Nachhaltigkeit, Qualität, Design und Komfort in Kundennutzen ummünzen müssen – und mit Kreativität, Mut und Innovationskraft sowie exzellenten Prozessen faire Preise anzubieten. Dann kann der Wettbewerb noch so sehr auf Dumping-Preise und Mengenvorteile setzen.”
Nun kommt Herr Van Bo Le-Mentzel daher und versucht die Menschen innovativ und kreativ zu ermuntern, sich selbst Möbel zu konstruieren, anstatt bei Ikea zu konsumieren. Herr Rochow, wie kann ein Mann mit einer scheinbar kundenorientierten Meinung, solch eine Kritik schreiben – das klingt ja nach einem fast persönlichen Rachefeldzug.
Sie vermuten, mein Artikel klinge nach einem “fast persönlichen Rachefeldzug”. Das ist er definitiv nicht. Ich kenne Herrn Van Bo Le-Mentzel nicht persönlich, ich habe seinen Wiki-Eintrag gelesen und was über ihn veröffentlicht wurde – und habe ihn in einer ganzen Reihe von Fernsehbeiträgen und -Auftritten erlebt – und diese haben bei mir zwiespältige Gefühle hinterlassen: Zuerst war ich beeindruckt. Toll, da macht einer mit viel Kreativität auf sich aufmerksam. Das Ein-Quadrat-Meter-Haus. Witzig mit klarer Botschaft. Das gefällt den Medien und er hat die Chance, sich als kreativer Kopf zu präsentieren. http://www.baunetz.de schrieb dazu: “Wer hat die Holzkisten noch nicht in der Stadt entdeckt? Ob rollend durch die Straßen Berlins, stehend als „business domicil“ oder liegend, als alternative Herberge, vor einem Hostel im Prenzlauer Berg.
Der Architekt Van Bo Le-Mentzel hat die „Ein-Quadratmeter-Häuser“ entworfen und lädt jeden ein, sich selbst ein Stück Heimat zum Mitnehmen zu bauen. Die Anleitung dazu findet jeder im Internet. Für 250 Euro Materialkosten für Sperrholzplatten, Plexiglas und vier Rollen lässt sich das 0,70 x 1,00 x 2,00 Meter messende Haus mit ein bißchen Zeit zimmern. Im Rahmen des BMW Guggenheim Lab Workshops im Juli sind so 13 Häuser entstanden. Der Architekt will mit ihnen einen Beitrag zur Gentrifizierungsdebatte leisten und findet, dass sich jeder Wohnraum, gleich wo in der Stadt, leisten können sollte.” Das hat mir gefallen, das fand ich kreativ und das passt außergewöhnlich gut in unsere Zeit.
Eine ganze Reihe weiterer TV-Auftritte folgten – und mein Eindruck verschob sich in Richtung: Was für ein begnadeter Selbstdarsteller. Großartig, wie er seine Chance nutzt, sich als Architekt und Designer zu positionieren. Clever, eloquent und immer noch kreativ. Beindruckend wie mit den Medien spielt und sie für sich einsetzt. So jemand wird nicht falsch zitiert, so einer bestimmt, was die Medien über ihn schreiben. Und dann der Satz: “Kann man von Hartz-IV-Empfängern erwarten, dass sie sich ihre Möbel selber bauen?“ Die implizite Antwort: Ja klar kann man. Der Tenor der Berichterstattung hatte sich verschoben, in Richtung: von einem Hartz-IV-Empfänger kann man wohl verlangen, dass er selbst mit anpackt. Also wieder ein Argument dafür, die Hartz-IV-Sätze nicht auf ein Menschenwürdiges Niveau anzuheben. Da war für mich das Maß voll. Es spricht für mich nichts dagegen, clever die Medien zu nutzen – Herr Van Bo Le-Mentzel dürfte wohl in der deutschen Bevölkerung einer der bekanntesten Architekten sein – aber es spricht allerhand dagegen, dies auf den Rücken von den Benachteiligten unserer Gesellschaft zu tun.
Innerhalb von sechs Stunden habe ich jetzt eine ganze Reihe weiterer Kommentare zu meinem Artikel von Ende Juli erhalten – so habe ich zumindest in einem Punkt wahrscheinlich recht: Er weiß wie man die Medien für sich einsetzt. Und noch eine Anmerkungen: Es stimmt schon, so richtig nett, ist mein Artikel nicht. Ich werde die Entwicklung von Van Bo Le-Mentzel verfolgen und vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit für ein Gespräch. Darüber würde ich dann auch wieder hier berichten.
Herr Rochow,
kaufen Sie sich doch bitte mal das Buch “Marke Eigenbau” von Holm Friebe u. Thomas Ramge.
Sehr geehrter Herr Pinger,
die Rezensionen klingen interessant – habe es bestellt. Danke
Warum über das gut bezahlte PR-Geschwurbel aufregen? Das ist selbsterklärend und völlig durchsichtig. Oder etwa nicht?
1. Ist der Studierte denn wirklich fähiger als der Geübte?
2. Folgt nicht die Funktion dem Nutzen? … Und die Form der Funktion? Ich hielte es für sinnvoll.
3. Ist es keine Bereicherung aus der Schublade des “Architekten” auszubrechen und Dinge selbst – mit den eigenen Händen – zu schaffen?
Werter Herr Rochow!
(…) Ist unsere heutige Gesellschaft und Zeit nicht vom steten Wandel und der Flexibilität geprägt? Hat man in den 50ern einen Beruf ergriffen, übte man diesen auch bis zur Pensionierung in ein und derselben Firma aus. Das wäre heute undenkbar. Heute gibt es Quer- & Wiedereinsteiger, Spätberufene, Umdenker und noch viel mehr. In dieser Gesellschaft kann sich Einer nach einem Tischler-Kurs auch als Möbeldesigner versuchen. Das mindert nicht den Wert und die Möbel der gelernten Designer. Le Van Bo hat vielleicht auch noch keinen Bauherren für ein von ihm entworfenes Gebäude gefunden, das zeugt aber nicht von seiner Nicht-Qualifikation. Ein Architekt baucht schließlich nicht -er entwirft! Abgesehen davon, dass selbst von Friedrich Kiesler – ein begnadeter Architekt des letzten Jahrhunderts – nur ein einziges Bauwerk realisiert wurde. Wohlgemerkt erst in seinem Sterbejahr – brilliant und geschätzt war er bereits davor, auch ohne Häuschen!
Ausserdem wäre ihrer Logik zu Folge demnach ein Architekt, der viele seiner Entwürfe realisieren kann ein guter Architkekt. Aber bekanntlich hat Quantität nichts mit gutem Geschmack, Kreativität und Qualität zu tun.
Zur Hartz IV-Thematik möchte ich Dreierlei anmerken.
1) Sind die sogenannten Billig-Möbelhäuser nicht so billig , wie sie einen glauben lassen möchten. Es sei denn, man wählt tatsächlich jeweils das billigste Produkt und setzt nicht die Erwartung einer Lebensdauer in es.
2) Unter Umständen freut sich einE Hartz IV-EmpfängerIn über ein Möbelstück, dass eben nicht aus einem dieser Möbelhäuser stammt, weil es so etwas wie Individualität schafft.
Und 3) sind Hartz IV-EmpfängerInnen oftmals aufgrund ihres Arbeitsplatzverlustes und andauernder Zurückweisung auf dem beschränkten Arbeitsmarkt in ihrem Selbstwet stark angeschlagen. Sie haben das Gefühl nichts wert zu sein, nicht gebraucht zu werden, weil sie sich nutzlos fühlen, da sie nichts leisten. Ein kleines Möbelstück zusammenzubauen und es ev sogar noch kreativ zu bemalen kann bei diesen Menschen soetwas wie Stolz und Freude aufkommen lassen und somit zumindest ein bisschen zu einer Selbstwertsteigerung beitragen.
Meinetwegen nennen sie es moralische Überheblichkeit, über Le Van Bos Absichten kann ich nicht urteilen, da sie mir nicht bekannt sind, aber Eines ist für mich klar: die Hartz IV-Möbel sind eine gute Idee!
Stimmt – das war nicht nett. Da habe ich mich im Ärger hinreissen lassen, etwas unüberlegtes zu schreiben. So stimme ich Ihnen in allen Punkten zu, was Sie über Architekten und die Situation der Architekten schreiben. Auch Ihren Sätze zur “Hartz IV-Thematik” kann ich zustimmen, mir ging es aber um etwas anderes – das habe ich in meiner Antwort auf den Kommentar von “Balte” erläutert.
Es geht doch in dem Buch nicht darum, Arbeitslosen zu zeigen wie sie billig durch den Alltag kommen, sondern allen die daran interessiert sind selber etwas zu bauen, eine Hifestellung zu geben. D
Tom hat eigentlich alles zum Thema gesagt. Ich glaube, dass Hr. Rochow nur den FTD Artikel gelesen hat, gar nicht das Buch von Van Bo kennt, und einfach nur seinen persönlichen Frust von der Seele schreiben wollte.
Hr. Rochow nennt sich Journalist, obwohl er selbst als solcher gar nicht tätig ist (wenn man Bloggen mal außen vor lässt), Hr. Rochow hatte viele kurzfristige Anstellungen in seinem Leben und hat seit vielen Jahren keine feste Anstellung, ist derzeit “Berater für Menschen in der Sondersituation” (was immer das heißen mag) und träumt davon ein Leben auf einer griechischen Insel führen zu können, finanziert durch Bloggen bzw. dem “bedingungslosen Grundeinkommen”. Was er wirklich macht, ist nicht zu erfahren, da seine Firmenseite ins Nirwana führt. Frustriert scheint er darüber zu sein, dass seine Arbeit anscheinend nicht den gewünschten Verdienst erbringt.
Nachdem man den Lebenslauf von Hr. Rochow (Xing) gelesen hat, weiß man, dass der Artikel viel über den Verfasser selbst aussagt – aber rein gar nichts über Van Bo.
Hallo Torsten, komme erst jetzt dazu weitere Kommentare zu kommentieren: Wenn Sie den ganzen Artikel lesen, müssen Sie nicht mehr glauben, dass ich nur die FTD gelesen habe, denn ich habe andere Quellen zitiert. Danke für den Hinweis mit meiner Firmenseite: das war ein Serverproblem, das inzwischen behoben worden ist. Ich hatte das nicht bemerkt. Und Ihre Vermutungen bezogen auf meine Gründe, Motive müssen nicht kommentiert werden. Dass Sie sich allerdings als leseresistent outen ist schon beeindruckend – kein einziger Halbsatz ist stimmig oder wahr:
Sie schreiben: “r. Rochow hatte viele kurzfristige Anstellungen in seinem Leben und hat seit vielen Jahren keine feste Anstellung, ist derzeit “Berater für Menschen in der Sondersituation” (was immer das heißen mag).” Auf meinem Xing-Profil steht anderes: Für jemanden der mehr als 20 Jahre bei Siemens und anschließend mehrere Jahre bei Cetacea gearbeitet hat, ist das schon eine mutige Aussage. Ferner bin ich derzeit eben nicht mehr “Berater für Unternehmen in der Sondersituation”, sondern dies war ich bei Cetacea.
Sie schreiben weiter: “… und träumt davon ein Leben auf einer griechischen Insel führen zu können,” – wieder falsch, ich arbeite an der Umsetzung, und werde Ende nächsten Jahres nach Naxos ziehen.
Ferner notieren Sie: “… finanziert durch Bloggen bzw. dem “bedingungslosen Grundeinkommen”.” Auch falsch: Ich bin für das bedingungslose Grundeinkommen, weil ich die Behandlung von Hart-IV-Empfängern entwürdigend empfinde und weil ich genügend Menschen kenne, die unverschuldet in eine solche Situation geraten sind. Mir selbst geht es eigentlich ganz gut.
Ich würde vorschlagen, Sie treffen sich einmal mit Herrn Van Bo, um ihn richtig zu verstehen. Sie sehen das Projekt aus einer Sichtweise, die man so nicht stehen lassen kann.
Ziemlich gelungener Rage-Artikel ohne Kernaussage. Man spürt die Verbitterung förmlich. Weiter so!
Als Student habe ich ein Bett gebaut, das an die Baupläne von Van Le Bo angelehnt ist. Ja, ich gab mir derzeit den Ruck und habe Geld in einen Kurs und das Material investiert. Und ich bereue es nicht. Durch die Investition von Geld, Zeit und Material erhält man ein Wertgefühl für eben diese, was in unserer Gesellschaft leider zunehmend verloren geht. Aber man erhält auch ein Gefühl für den Wert eines Produktes. Wir haben nur begrenzt Ressourcen und irgendwann können wir nicht mehr dem ständigen Wirtschaftswachstum fröhnen und klapprige Giftmüllschränke bei den Schweden kaufen. Mein Bett ist stabil, schaut gut aus und wenn da was klappert dann bessere ich es aus. Wenn ich nicht weiß wie, dann lerne ich es. Mit professionell durchgeführten Arbeiten ist das natürlich nicht vergleichbar. An dieser Stelle meine Hochachtung und meinen Dank an die Schreiner, die mir geholfen haben. Die hielten von Ikea, Poco und Co übrigens auch nicht so viel….
Teilweise schwallt es bei Le Bo etwas, aber die Message ist gut: Sie ermuntert die Menschen, und das müssen nicht nur ALGII-Empfänger sein, sich etwas zuzutrauen und sich mit etwas zu befassen statt es einfach nur zu kaufen.
Als ich mir mein Regal gebaut habe, war ich danach hingerissen von mir. Soviel Kreativität – Motto: kein senkrechter Pfosten und keine waagerechtes Brett durfte gleich lang sein – hatte ich mir gar nicht zugetraut. Und es hat einige Jahre gehalten. Und die Message sich was zuzutrauen und sich mit etwas zu befassen statt nur zu kaufen unterschreibe ich sofort – ich fand sie nur nicht bei Le Bo.
Sie betreiben Kommunikation und Marketing für die Möbelbranche. Unter anderem publizieren Sie die Öffnungszeiten der IKEA Möbelhäuser. Ich schätze Sie leisten gute Arbeit für Ihre Auftraggeber.
Toller Beitrag! Sie leisten auf Ihren Blog dringend benötigten Qualitäts-Jounalismus. Nicht unterkriegen lassen. Weiter so!
“Da habe ich mich im Ärger hinreissen lassen, etwas unüberlegtes zu schreiben.” Hihi, bestmoegliche Werbung fuer einen Kommunikationsberater. Klassischer Fall von Eigentor wuerd ich mal sagen.
Hallo Tobi,
an meinem Ärger hat, den ich in der Antwort an “Balte” erläutert habe, hat sich nichts geändert. Der Hinweis, dass ein Architekt nichts gebaut haben muss und trotzdem ein guter sein kann, ist ja nun mal richtig. Also ist meine Formulierung vom Möchtegern-Architekten irreführend. Ich habe schon viele Fehler in meinem Leben gemacht und habe aus einigen gelernt und den Rest überlebt. Aber wenn ich sehe wie intensiv Van Bo Le-Mentzel auf allen Kanälen kommuniziert, frage ich mich, wann er zu Dingen kommt, die nicht mit Kommunikation zu tun haben. Und seine Antworten sind auch nicht ausschließlich durch Nachdenklichkeit gekennzeichnet. Ansonsten ist das schon beeindruckend zu sehen wie sich eine Fangemeinde echauffieren kann und dann mit Schaum vor dem Mund Dinge behauptet, die schon nach kürzester Recherche sich als falsch erweisen.
Mit herzlichem Gruß
Ihr
Detlef Rochow
Sehr geehrter Herr Rochow,
ich fand den Artikel insgesamt gut, auch wenn Sie eine Meinung haben, die nicht jeder hier teilt. Aber das ist eigentlich schon mal das wichtigste: wenigstens haben Sie eine Meinung und Sie scheinen sich vorab auch – wie beschrieben – ein Bild gemacht zu haben.
Es gibt leider nicht viele Blogger, die eine echte eigene Meinung vertreten und diese dann auch verteidigen. Eventuell etwas vorsichtiger in den Formulierungen, aber auf jeden Fall dabei bleiben, auch mal was kritisches zu äußern. Finde ich gut.
Sorr, ich kann mir nicht helfen. ICH finde die Ideen von Le Van Bo sehr interessant. Und dass Hartz IV eben wenig finanziellen Spielraum lässt, ist nun mal eine Tatsache. Warum sollen also Menschen mit dem Wenigen, dass sie eben zur Verfügung haben, nicht hübsche Dinge machen können. Was ist die Alternative? IKEA? Das kanns ja wohl auch nicht sein.
Insofern finde ich die Kritik ziemlich überzogen und stellenweise leider gehässig.
Hallo Raphael,
ein wenig gehässig mag mein Beitrag schon sein. Aber wie kommmst Du auf die Idee, dass die Möbel, die mit der Le Van Bo`schen Hartz IV Anweisung gebastelt wurden hübsch werden könnten. Auf mich wirkt das doch ziemlich roh zusammengezimmert. Und dann nochmal: Ich finde grundsätzlich, dass wir in Deutschland Menschen die auf Hartz IV angewiesen sind nicht sympathisch, zum Teil nicht der im Grundgesetz verankerten Menschenwürde entsprechend behandeln. Von daher bin ich für alles, was Menschen ihre Würde und ihr Selbstvertrauen (so es denn abhanden gekommen ist) zurück gibt. Und es gibt so viele unterschiedliche Gründe – verschuldet und unverschuldet – auf Hartz IV angewiesen zu sein. (Nebenbei: Da bin ich für die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens).
Nur muss ich immer denken: Wer wird bekannt durch die Le Van Bo Aktionen, wer steht im Rampenlicht und gibt ein Interview nach dem anderen? Le Van Bo. Wer ist vielleicht noch deprimierter, weil er feststellen muss, dass die Hartz IV-Möbel halt doch nicht Bauhausstil sind? Wer merkt vielleicht, dass Möbelschreiner zurecht ein Ausbildungsberuf ist und nicht in einem Volkshochschulkurs gelernt werden kann? Wer hat sein Geld für lausige Bretter ausgegeben und sitzt jetzt auf klobigen Hockern? Die Opfer der Geltungssucht von Le Van Bo. Weiß er das? Vielleicht ja, vielleicht nein. Er ist zumindest schon weiter gezogen und sitzt heute in seinem 1 Quadratmeter Haus – jedenfalls wenn Fotografen und Kameraleute da sind. Für wen hat der Architekt Le Van Bo dieses Haus geschaffen? Ist ja auch egal, die Medien haben ja schon darüber berichtet.
Mit herzlichem Gruß
Detlef