Ikea, Höffner, XXL Lutz – und die anderen Großen
Eigentlich ein ganz einfacher Fall von Win-win-Situation: Die Großen der Möbelbranche wollen wachsen und suchen fleißig die ganze Republik ab nach Standorten, die leicht zu erreichen sind, die im Umkreis genügend Städte und Gemeinden haben, in den Menschen wohnen; ach was, die von potenzielle Käufern bevölkert sind, die dringend ihre Wohnungen und Häuser aufmöbeln wollen.
Sie suchen einen Standort, wo der Baugrund günstig, die Gemeinden arm und nach Gewerbesteuer süchtig sein. Und welche Gemeinde wäre das nicht. Auch wenn nach Jahrzehnten ungehinderten Wachstums solche Orte seltener werden, es gibt sie noch. Also alles paletti?

Die Höffner-Gruppe gehört zu den zehn größten Möbelhaus-Ketten in Deutschland und hat – nicht nur in Neuß – wie alle anderen Möbel-Giganten auch damit zu kämpfen neue Standorte zu erschließen.
Eigentlich ist das ein einfacher Fall eines Interessenskonflikts: Stellen wir uns vor, Möbel Höffner will ein weiteres Einrichtungszentrum bauen und hat einen schönen Platz nur etwa einen Kilometer jenseits der Stadtgrenze von Düsseldorf gefunden – in Neuß. Der Neußer Stadtrat erteilt Ende Januar der Höffner-Gruppe die Baugenehmigung.
Weil ein so großes Einrichtungshaus – 46.000 Quadratmeter Nutzfläche – Einfluss auf den Einzelhandel der umliegenden Gemeinden habe, ist es üblich, die betroffenen Kommunen von solchen Plänen zu informieren. Das haben die bauernschlauen Neußer auch gemacht, am Tag vor Weiberfastnacht – einen Tag vor Ablauf der Widerspruchsfrist.
Die Düsseldorfer klagen jetzt gegen den Bau von Höffner, schließlich, so wird offiziell befürchtet, wird der Düsseldorfer Einzelhandel für Möbel und Einrichtungsgegenstände Einbußen hinnehmen müssen, wenn nicht sogar ganz verdrängt werden. Und da muss sich doch die Stadtverwaltung schützend vor ihre Bürger, die Alten und weniger mobilen stellen. Da muss doch der Bürgermeister in Sorge um eine Verödung der innerstädtischen Lagen einschreiten. Bravo möchte man ihm zurufen.

So steht es auf der Website des Möbelhauses – und so könnte es bald auch in Düsseldorf heißen: “Das Wohnkaufhaus der Superlative. Krefelds erste Adresse in Sachen Einrichtung ist auch gleichzeitig das größte Wohnkaufhaus der SCHAFFRATH Gruppe. Der Einrichter Nr. 1 am Niederrhein präsentiert auf über 40.000 qm die Welt exklusiver Möbel, Accessoires und Ideen.”
Wäre da nicht die Geschichte von Möbelhaus Schaffrath und Höffner in Rath. Das ist ein Stadtteil Düsseldorfs und die ebenfalls bauernschlauen Düsseldorfer haben den beiden Wettbewerbern Grundstücke in Rath verkauft, damit sie dort Möbelhäuser bauen können. Der Einzelhandel war den Düsseldorfern egal. Nach langem Hick-hack, der als „Möbelkrieg“ bezeichnet wird, hat sich Höffner zurückgezogen.
Was lernen wir: Ob der Wettbewerb durch einen Möbelgiganten wie Höffner, Ikea oder all die anderen gut oder schlecht ist für die Bürger und den Möbeleinzelhandel hängt letztlich nur davon ab, wohin die Gewerbesteuer fließt.
Was schlagen wir vor: Die Auswirkungen eines neuen Einrichtungshauses muss sowieso analysiert werden. Warum setzen sich Gemeinde- und Stadträte nicht mit dem Möbelhaus zusammen und beschließen einen Schlüssel zur Verteilung der Gewerbesteuer – entsprechend den anfallenden Kosten und Auswirkungen auf Einzelhandel und Wohnwert?
Höffner: http://www.hoeffner.de/
Schaffrath: http://www.moebel-schaffrath.de/