Stiftung Warentest: 215 Matrazen im Test (2)

On 30. Januar 2016 by Detlef Rochow

Keine hohen Wellen hat der Matratzentest der Stiftung Warentest vom Oktober 2015 in den Medien geschlagen – dabei finde ich kaum etwas Lobenswertes an Test und Artikel. Die Stiftung Warentest soll doch laut Satzung die Verbraucher, die auf der Suche nach einem guten Bett sind, schützen („Zweck der Stiftung ist die Förderung von Verbraucherschutz“). Sie werden eher verwirrt zurückgelassen, aber auf gar keinen Fall auf der Suche nach ihrem persönlich besten Bett ernsthaft, ausführlich und objektiv unterstützt.

© Foto: Traumreiter. Ein Gelbett von Traumreiter – zu kaufen online im Wasserbettenstore – gehört auch nicht zu den Betten, die die Stiftung Warentest testet.

Vor- und Nachteile der Matratzentypen – unsystematisch, fragmentarisch, nicht hilfreich
Fragt jemand nach den Vor- und Nachteilen der drei von von der Stiftung getesteten Matratzentypen, dann gibt auch hier der Artikel zum Matratzentest Auskunft: „Es gibt Latex- und Schaumstoffmatratzen, Federkernmatratzen und Boxspring-Betten. Im Artikel `Die verschiedenen Matratzentypen´ bekommen Sie die Stärken und Schwächen der verschiedenen Bauformen erklärt. Ist die Entscheidung für eine Bauform gefallen, fällt die Suche im Produktfinder Matratzen ganz leicht. Kluge Filter- und Sortierfunktionen zeigen Ihnen schnell die besten Modelle.“

Über den Produktfinder werden wir noch reden müssen. Heute geht es um die Nützlichkeit der Erklärung der Vor- und Nachteile der verschiedenen Matratzentypen. Können wir, wie die der Artikel behauptet, eine vernünftige Entscheidung über eine Bauform als Vorentscheidung für eine Matratze fällen, auf der wir gut und erholsam schlafen können.

Meine Gewohnheiten und Eigenarten weisen den Weg zur Traummatratze – keineswegs

Im Artikel steht: „Gut die Hälfte der Republik schläft auf Federkernen – meist auf Taschenfederkernmatratzen. (…) Taschenfederkerne schwingen weniger nach als einfache Bonnellfederkernmatratzen. Außerdem geben sie nur dort nach, wo sie belastet werden und passen sich dem Körper besser an.“

Was sind Bonellfederkernmatratzen? Im sehr lückenhaften „Glossar“, das scheinbar willkürlich einige wenige Begriffe auflistet und erläutert, findet sich nichts über Bonnelfederkernmatratzen (aber natürlich wird das Boxspringbett erklärt). Ob der Autor uns mit seinem Bonnelfederkern beeindrucken will, wissen wir nicht. Der Begriff spielt für die Vor- und Nachteile keine Rolle mehr, da jetzt der Autor alle Federkernmatratzentypen über einen Kamm schert.

© Foto: Malie. Die Malie Smaragd Medicott 5-Zonen-Tonnentaschenfederkern-Matratze mit Kaltschaum wirkt recht aufwendig, wird aber bezüglich der Vor- und Nachteile auch den einfachsten Federkernmatratzen gleichgestellt.

Ich schwitze in der Nacht, friere dennoch leicht, mir schmerzt der Rücken – was empfehlen die Tester?
Meine Bedürfnisse im Detail: Ich schwitze stark, ich friere oft, wenn ich aufwache schmerzt mir der Rücken, die Bettenhöhe ist mir wichtig und halten soll das Bett, also die Matratze möglichst lang – und angenehm liegen will ich auch.

Schwitzen – das ist auch eine Frage des Feuchtigkeitstransports: Federkern ist gut für solche Menschen, Latex und Kaltschaummatratzen sind „weniger geeignet“ lese ich, die Konstruktion des Boxspringbettes kann den Feuchtigkeitstransport stark einschränken. Also: um sicher zu gehen, bleibt nur Federkern.

Frieren – hier geht es um Wärmedämmung oder Isolierung: Federkern ist „schlecht, für alle, die leicht frieren“ – also nichts für mich. Allerdings: Wenn ich mir einen Topper aus Kaltschaum auf mein Boxspringbett lege gibt es eine „gute Wärmeisolierung für alle, die leicht frieren“. Boxspring ist aber vielleicht doch nicht geeignet, da ich ja in der Nacht auch schwitze.

Was tun – ich bin verwirrt und habe gerade mal 2 Kriterien für die drei Matratzentypen und das Boxspringbett durchgearbeitet und schon eignet sich keine Matratzenbauform wirklich.

Gibt es vielleicht noch ganz andere Bettsysteme? Lassen sich vielleicht die Vorteile unterschiedlicher Schlafsysteme kombinieren? Natürlich, aber nicht für die Stiftung Warentest. Das sind Themen über die ich gewiss noch oft schreiben werde.

Einheitliche Kriterien für eine vernünftige Entscheidung – Fehlanzeige
Ich finde außer Feuchtigkeitstransport und Wärmedämmung/Isolierung noch Angaben zu: Punktelastizität, Verformung über die Nutzungsdauer – die gehört vielleicht zum Thema Haltbarkeit -, Gewicht, Höhe, Eignung für verstellbare Lattenroste, Liegegefühl, Härtegrade, Qualität. Alles sinnvolle Kriterien, die mir wichtig sind. Aber…

Vor- und Nachteile der 3 Matratzentypen – laut Stiftung Warentest












KRITERIENFEDERKERNBOXSPRINGLATEXKALTSCHAUM
FeuchtigkeitstransportV: gut, für starke SchwitzerN: ggf. schlechtN: geringN: mäßig
Wärmedämmung – IsolierungV: gering – N: geringV: mit Topper gutV: gutV: gut
PunktelastizitätV: gut
HaltbarkeitN: KuhlenbildungV: gutN: Kuhlenbildung
GewichtN: vergl. schwerN: schwerN: schwerV: leicht
HöheV: gut
HärtegradN: ungenau
LattenrostV: verstellbarer Rost sehr gutV: verstellbarer Rost geeignet
LiegegefühlV: angenehm stützend
QualitätN: schwankend
KostenN: teuer

N: = Nachteil
V: = Vorteil

Sie sehen es schon: Im Gegensatz zu einer eher wissenschaftlich-objektiven Beurteilung, verwöhnt uns die Stiftung Warentest nicht mit einer Analyse der Matratzentypen nach all diesen Kriterien. Je nach Gusto wird mal das eine, mal das andere angesprochen. Nur zu Feuchtigkeitstransport, Wärmedämmung / Isolierung und Gewicht spendieren uns die Autoren zu allen Bauformen Bewertungen. Leider haben mich gerade die ersten beiden Kriterien hilflos zurückgelassen – siehe oben. Mein vorläufiges Fazit: unbrauchbar für eine Vorauswahl.

Punktelastizität und Stützverhalten – wichtig für erholsamen Schlaf
Federkernmatratzen sind punktelastisch. Das ist wichtig – zum Beispiel für meinen Rücken. Ob die anderen Matratzentypen hier besser oder schlechter sind, wird nicht verraten. Über das Stützverhalten wird nur ein einziges Mal geschrieben.

Dafür sind Boxspringbetten prima, weil sie so hoch sind (das wird als Vorteil verbucht). Als ob ich nicht jede Matratze in ein Seniorenbettgestell, ich meine natürlich in einen Rahmen mit Komforthöhe legen kann. Sie sehen, die Branche kennt durchaus auch Tabus.

Stiftung Warentest: „Boxspringbetten – für den Krösus“

© 2016 Bettenhaus Inkelhofen. Jetzt zeigt sich, dass Boxspringbetten eben kein Matratzentyp ist, sondern ein Bettsystem: Zum Vorteil gereicht der Boxspringmatratze laut Stiftung Warentest die Gesamthöhe des Bettes und der Topper aus Kaltschaum. Beides hat nun mit der Matratze nichts zu tun. Ich kann jede Matratze auch in eine hohe Bettumrandungen legen. Dass der Feuchtetransport durch die Bettumrandung beeinträchtigt werden könne, und das die Härtegradangaben manchmal fehlerhaft sind wird als Nachteil notiert. Wieder hat das nichts mit der Matratze zu tun. Hier scheitert der Versuch, die Matratze isoliert zu testen – und nicht, wie wir fordern, das ganze Bettsystemen zu prüfen.

Latex ist Latex – und das Liegegefühl ist „angenehm stützend“.
Haltbar sind Latexmatratzen. Sie bieten ein gutes Liegegefühl und sind für verstellbare Lattenroste geeignet; erklärt uns die Stiftung. Aber was ist mit den anderen? Liegt man da schlecht? Schließlich will jeder mit guten Gefühlen in seinem Bett liegen. Und was ist mit den Käufern von Boxspringbetten. Sie heben doch explizit auf das tolle Liegegefühl ab, dass sie kürzlich am Wellnesswochenende im Luxushotel verspürten.

Keinen Grund zur Panik. Die Autoren des Testartikels sind nur nicht bei den anderen Matratzentypen auf diese Kriterien eingegangen. Das muss gar nichts bedeuten. Nur für eine Entscheidung über den Matratzentyp sind diese Ausführung praktisch wertlos für mich. Sie helfen mir nicht, eine Vorentscheidung zu treffen.

Und noch ein Manko: Für die Stiftung sind Latexmatratzen ein Produkt der Petrochemie – aber viele wollen auf natürlichen Materialien liegen. Es gibt aber auch reine Naturlatexmatratzen, die zu 100 Prozent aus Naturkautschuk hergestellt werden, und es gibt verschiedene Verfahren, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Kein Wort dazu im Testbericht. Braucht es ja auch nicht. Schreiben die Autoren doch bereits im Vorspann ihres – nennen wir es Testbericht: „Die beste je getestete Matratze kostet 199 Euro.“ Und das wird keine Naturlatexmatratze sein.

© Foto: Bettkonzept. Bettkonzept legt Wert auf natürliche Materialien, die der Gesundheit nicht abträglich sind. So setzt Bettkonzept auf metallfreie Massivholzbetten, auf eine selbstentwickelte Unterfederung und eben auf eine 100 Prozent Naturlatexmatratze. Bettkonzept nennt es das ihr WAA LEA Schlafsystem

Artenvielfalt bei Kaltschaummatratzen
Bei Kaltschaummatratzen erfahren wir noch, dass es auch „Viskoschaummatratzen“ und „einfache Schaummatratzen“ gibt. Bei Federkernmatratzen haben wir gelernt, dass wir zwischen Taschenfederkern- und Bonnelfederkernmatratzen unterscheiden könnten.

Tonnentaschenfederkern-, Leichtfederkern-und Endlosfederkernmatratzen wurden nicht angesprochen. Schon gar nicht werden die Federkernmatratzen von Delana erwähnt, die seit fünf Jahren unter dem Markennamen Vitalwood selbst entwickelte Federn aus Holz verwenden. Auch die Hybridsysteme, die Federkern mit andern Materialien ergänzen bleiben außen vor. Nicht ganz: Beim Boxspringbett wird als ein Vorteil hervorgehoben: „Bei Topper aus Kaltschaum gute Wärmeisolierung für alle, die leicht frieren“ (siehe oben). Aber das führt ja nicht zu Zweifeln an Testaufbau und Bewertungen.

Bei Boxspring geht, was allen anderen Bettsystemen verwehrt wird – der Test in natürlicher Kombination mit Unterfederung und Topper. Gut wäre es, wenn jetzt noch Kopfkissen und Zudecke mit einbezogen werden würden. (Aber darüber haben wir schon in Stiftung Warentest: 215 Matrazen im Test (1) geschrieben.

© Foto: Delana. Auf der Vitalwood-Website steht: “Da wir uns einer biologischen und harmonischen Schlafkultur verpflichtet fühlen, haben wir schon immer natürliche Grundmaterialien bevorzugt. Die aus der Natur stammenden positiven Wirkstoffe unterstützen die so wichtige nächtliche Erholung. Nach 20 Jahren Erfahrung von anatomischen und ergonomischen Kenntnissen garantieren wir Erzeugnisse mit hervorragender Bequemlichkeit in einer gesunden Schlafumgebung. VitalWOOD® -Matratzen sind nicht nur durch die Federung aus Holz so einzigartig, sondern auch durch die Art und Weise des Einbaus der Federn. Die in einer speziellen Schalenkonstruktion eingebetteten, unabhängig von einander bewegungsfähigen Holzfedern entlasten die Wirbelsäule durch die gleichmäßige Übernahme des Körpergewichtes und ermöglichen damit die Revitalisierung der Bandscheiben und Muskeln.” Hier wünscht man sich, dass die Stiftung prüft, was dran ist an diesem aufwändigen System. Leider bislang vergebens.

Qualität spielt keine Rolle bei der Frage welcher Matratzentyp ist für mich der Richtige ist.
Thema Qualität: Wenn es um die grundlegenden Eigenschaften geht, wenn es um die Vor- und Nachteile der Matratzentypen geht, ist Federkern gleich Federkern, Latex gleich Latex, Kaltschaum gleich Kaltschaum. Dabei bleibt durchgängig das Wissen auf der Strecke, dass jedes dieser Typen in höchst unterschiedlicher Qualität angeboten wird – und das diese durchaus Einfluss auf einzelne Bewertungskriterien haben kann. So spielt das Raumgewicht der Kaltschaummatratzen eine Rolle für Liegegefühl, Haltbarkeit und manches mehr….nicht aber für die Stiftung Warentest bei der Erläuterung der Vor- und Nachteile der Matratzentypen.

Hätten Sie gedacht, dass die Stiftung so viel über die Vor- und Nachteile dieser drei Matratzentypen schreiben kann ohne dass man irgend einen erkennbaren Nutzen daraus ziehen könnte? Ich auch nicht.

Im nächsten Beitrag geht um die „Verunglimpfung eines Berufstandes: Der Bettenfachverkäufer“

MALIE Mecklenburgisches Matratzenwerk GmbH
Gewerbegebiet 1
19417 WARIN
Telefon +49 (0)38482 6310
info@malie-matratzen.de
www.malie-matratzen.de

DELANA Naturbetten
Feldkircherstrasse 4,
A-6844 Altach
Tel.: +43 (0)5576 73852,
delana@delana.at
www.vitalwood.de

BettKonzept
Auf der Höhe 5
D-99834 Gerstungen
Deutschland
Tel.: +49 (0)36922 – 4370-0
info@bettkonzept.de
www.bettkonzept.de

Traumreiter GmbH
Neubrückenstr. 7
33142 Büren
Telefon: +49 (0)2951-939980
info@traumreiter.com
www.traumreiter.com

Bettenhaus Inkelhofen GmbH
Breslauer Str. 55
56566 Neuwied
Tel.: +49 (0) 2631 353 666
bettenhaus@inkelhofen.de
www.bettenhaus-inkelhofen.de

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